Geschichte der Klosterkirche

Zahlreichen Frauen und Männern erschien die frühmittelalterliche Kirche mit ihren großen, reich gewordenen Klöstern, ihren mächtigen Kathedralkapiteln als zu prunkvoll. Mönche verließen die großen Klöster und gingen in Rückbesinnung auf das orientalische Wüstenmönchtum in abgelegene Gegenden. Hier waren es vor allem Sumpfgebiete.


Ihre Lebensweise waren auffallend – auffallend einfach in Kleidung und Nahrung. Schmucklos, kahl und ohne Türme sollten auch ihre Klöster sein. Die neuen Mönche zeigten Verbundenheit mit der Schöpfung, regulierten Naturkräfte, legten Teiche an, bearbeiteten Steine und Metalle, ernteten Getreide und Obst.

Im Jahr 1145 hatte sich der erste kleine Konvent, von seinem Mutterkloster Amelungsborn ausgesandt, östlich von Braunschweig in Riddagshausen (ursprünglich: Cella Sanctae Mariae „Marienzelle“) niedergelassen. Der welfische Ministeriale Ludolf von Wenden stiftete ihnen dort ein Gut, das durch Herzog Heinrich den Löwen vermehrt und durch Papst Eugen III. bestätigt wurde.
Nach arbeitsreichem Beginn erlebte das Kloster im 13. Jahrhundert seine Blütezeit, in einer Epoche unvergleichlicher Bautätigkeit. So erhebt sich die Klosterkirche als Basilika über einem kreuzförmigen Grundriss mit dreischiffigem Langhaus, Querhaus und Chor, 86 m in der Länge, 30 m breit.

Einen Kirchturm hat sie, den Regeln des Ordens entsprechend, nicht. Das Geläut birgt der Dachreiter, auch Wahrzeichen der Zisterzienser. Einer der geistigen Väter des Ordens, Bernhard von Clairvaux, äußerte sich zum Sinn der Klosterbauten: „O wahrhaft ruhiger Ort, den ich würdig erachte, ein Ruhegemach genannt zu werden. Diese Schau flößt keinen Schrecken ein, sondern sie labt.
Seit der Reformation ist diese Kirche nun schon evangelische Gemeindekirche, aber mit ihrem Namen „Klosterkirche Riddagshausen“ und mit ihren architektonischen Merkmalen, die man viel besser besuchen als beschreiben sollte, gibt sie nach wie vor zisterziensische Herkunft zu erkennen und steht mit ihren Mauern, Teichen und Dämmen in einer naturgeschützen Landschaft, die zum Auftanken von Geist, Seele und Kraft einlädt.

Von der frühen Anlage sind die Kirche (1275), die Siechenkapelle (1305), ein Stück Klostermauer und der Zugang zum Kloster, das romanische Nordtor-Gebäude (1147) mit der Torkapelle und der Pförtnerzelle erhalten. Diese Kapelle war auch für den Gottesdienst der Fremden bzw. der Frauen bestimmt.

Das in das Mittelschiff führende, große spitzbogige Portal ist trotz aller asketischen Bauweise reich ausgestattet. Im Bogenfeld steht die Gottesmutter Maria mit dem Kind im burgundischen Stil des 13. Jahrhunderts.

Die reich verzierte Kanzel von Zacharias König aus dem Jahr 1622 stützt sich auf Mose, der die Gesetzestafeln in der Rechten hält. Der Kanzelaufgang zeigt Stationen aus dem Leben Jesu. Am 10. August 1568 wurde die letzte katholische Messe gelesen, am 11. August der erste evangelische Gottesdienst gefeiert. Das Kloster wurde zur Schule umgebildet, später zum Predigerseminar.

Das sechseckige Taufbecken von 1562 besteht aus Elmkalkstein. Darüber befindet sich ein prachtvoll geschnitzter, um 1620 geschaffener Baldachin, in feiner Säulenarchitektur, der wie ein zweistöckiger Rundtempel aussieht. Das Hauptbild zeigt die Taufe Christi am Jordan.

Der mächtige Hochaltar (1735) beherrscht mit seinen wichtigen Szenen (letztes Abendmahl – Kreuzigung – Auferstehung) den Hohen Chor.